In aller Frühe des 22.07.2021 wurden vier unserer Hilfskräfte erstmals zur Unterstützung in das Ahrtal alarmiert. Der Auftrag für diesen Trupp bestand zu Beginn in der Ausleuchtung von Einsatzstellen, an welchen nachts gearbeitet wurde. Eine einfach klingende Aufgabe, welche jedoch durch die örtlichen Gegebenheiten schwierig und dennoch enorm wichtig war. Die vor Ort zerstörte Infrastruktur machte das Erreichen der Einsatzstellen zu einer Herausforderung für Mensch und Maschine.
Der erste Trupp aus Neuhausen brachte einen Lichtmastanhänger mit in das Schadensgebiet. „Allein mit diesem Gerät ist es möglich eine Fläche in der Größe eines Fußballfeldes blendfrei auszuleuchten“, so Truppführer Oliver Büsing. „Dabei haben wir noch einiges mehr an Aggregaten und Beleuchtungsmaterial, um eine beleuchtete sichere Arbeitsumgebung zu schaffen.“ Zu diesem Zeitpunkt finden nachts noch vor allem Räumarbeiten und Abrisse der zerstörten Brücken statt.
Während nachts beleuchtet wurde, folgten tagsüber Transport- und Logistikaufgaben. Die Aufgabenvielfalt für die Helferinnen und Helfer aus Neuhausen wandelte sich jedoch über die gesamte Einsatzdauer. Die nach 7 Tagen ablösenden Trupps aus Neuhausen erhielten zudem Beräumungsaufgaben im Schadensgebiet. So wurden sowohl Trennschleifer, Flex aber auch Kettensägen benötigt um sich Freiflächen zu schaffen oder technische Hilfe zu leisten. All dies sind Fertigkeiten, welche die Helfer bereits in der Grundausbildung erlernt und in vielen Dienststunden gefestigt haben.
Einen für Sie eindrucksvolle Einsatztätigkeit beschreibt die Helferin Jacqueline Fraß: „An einem Tag mussten wir eine große Tiefgarage räumen. Dort war so einiges an Schlamm und Treibgut hineingeschwemmt worden. Zusammen mit den THW Kameraden aus Staßfurt bahnten wir uns den Weg durch den 30-40cm hohen Schlamm um Autowracks mit einer Seilwinde und Umlenkrollen aus der Tiefgarage zu ziehen. Etwas mulmig wird es einem da schon, denn man weiß nicht was einem am nächsten Auto erwartet.“
Immer wieder ist Zusammenarbeit mit anderen Einheiten oder Organisationen notwendig um die Aufgaben zu meistern. "So ist das THW aufgebaut, jede Einheit ist Experte auf Ihrem Gebiet, deswegen können wir hier jetzt kompetent zusammen und übergreifend mit Feuerwehr und Bundeswehr helfen", beschreibt Truppführer Julian Haberer seine Erfahrung im Einsatzgebiet.
Neben dem besagten Trupp aus Neuhausen, dessen Personal alle 7 Tage wechselte, waren auch weitere Einheiten aus Neuhausen im Schadensgebiet. Unter anderem der Zugtrupp und der Fernmeldetrupp. Auch Logistiktransporte und sogar ein Sprengstofftransport wurden durchgeführt. Zudem waren Helferinnen und Helfer in den Leitungs- und Koordinierungsstäben (LuK) auf Leitungs-, Landesverbandsebene im Einsatz.
Insgesamt waren bis heute 29 Einsatzkräfte aus Neuhausen im Einsatz der Flutkatastrophe. Teilweise waren die Helfer mehrmals im Einsatzgebiet. Dabei wurden knapp 6000 Einsatzstunden geleistet. Eine beachtliche Anzahl zu welcher der Ortsbeauftragte Olaf de Vries klare Worte findet: „Mein Dank gilt den Helferinnen und Helfer dieses Ortsverbands, welcher sich nun seit genau 4 Wochen im Einsatz befindet. Für einen vergleichsweise kleinen Ortsverband mit ca. 40 aktiven Helferinnen und Helfern ist dies eine enorme Leistung. Es bedeutet aber auch in der Heimat in den jeweiligen Familien zu fehlen und dort Aufgaben nicht wahrnehmen zu können. Demensprechend gilt mein Dank auch all denen, die es möglich machen, dass die Einsatzkräfte sich auf ihre Tätigkeiten im Krisengebiet konzentrieren können. Denn dort werden Sie immer noch benötigt.“
Zu erwähnen sind auch die Arbeitgeber der Einsatzkräfte. Denn auch wenn Sie durch Bundesgesetze zur Freistellung der Mitarbeiter gebunden sind und den Lohnausfall durch die Bundesregierung zurückerstattet bekommen, fehlt Ihnen doch die Arbeitskraft der Arbeitnehmer. „Auch das ist nicht als selbstverständlich anzusehen. Umso mehr freuen wir uns über die Bereitschaft der Firmen Ihre Angestellten in den Einsatz zu lassen und Ihr Interesse an den dortigen Tätigkeiten des THWs“, so de Vries.
Der Ortsverband Neuhausen wird auch nach dem heutigen Tage aufgrund der Flutkatastrophe im Einsatz sein. Die nächste Personalablösung steht bereits bevor.